McEwan, Ian
Solar
Diogenes Verlag 2010, 406 Seiten
Michael Beard führt ein Leben voller Widersprüche, ohne sich dabei stören zu lassen. Der 53-jährige Nobelpreisträger kennt zwar die Regeln der Gesellschaft, findet aber nichts daran, ganz nach den Eigenen zu spielen. Einerseits hat er in jungen Jahren bahnbrechende Fortschritte in den erneuerbaren Energien gemacht, die das Potential haben, die Welt aus der Energiemisere zu retten. Andererseits lebt er fast nur noch von seiner Reputation und nimmt an zweifelhaften Aktionen wie Werbeflügen in die Arktis teil. Seine Beziehungen besiegelt er jeweils mit dem Bund der Ehe und ist tief betrübt, als seine neue Ehefrau fremdgeht. Trotzdem lässt der Wissenschaftler keine Affäre aus und rächt sich am Liebhaber seiner Ehefrau, indem er nach dessen Tod seine gesamten Forschungsergebnisse stiehlt.
Eine wissenschaftliche Erfindung sich selber aneignen als Rache für gestohlene Liebe? Nach Michaels Verständnis ist das berechtigt und so findet er nichts dabei, die Energieanlage, welche Strom aus künstlicher Photosynthese produzieren soll, in New Mexico unter seinem Namen feiern zu lassen. Indessen hat er anderes tatsächlich selber erschaffen, nämlich unbeabsichtigt eine Tochter gezeugt. Diese reist mit ihrer Mutter an die glanzvolle Eröffnung und macht der neuen Affäre ihres Vaters einen Strich durch die Rechnung. Dies allein würde Michael nicht betrüben, steht er auch dieser neuen Verbindung ambivalent gegenüber. Doch diese und seine Ignoranz sind atemberaubend und so zerschellt auch die verheissungsvolle Technologie an der simplen Realität.
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